Sonntag, 30. Mai 2010

Kapitel 5

Ich wache auf. Wie immer. Und wie jeden Tag bin ich fit wie ein Turnschuh. Kein Kater. Kein Hangover. Und das nach so einem Abend.Wenn ich nur an diese armen Menschen denke die jedesmal wenn sie ein wenig gefeiert haben am nächsten Tag vollkommen gerädert aufstehen. Diese armen Schweine. Was ist denn das nur für ein Leben? Man muss sich das mal vorstellen. Jedes Mal so leiden zu müssen wenn man ein wenig Spaß gehabt hat. Und das ist bei denen eine ganz normale Sache. Selbst bei den kleinsten Dingen. Zum beispiel wenn man zuviel frisst wird man fett. Mir kann das scheißegal sein. Ich erlebe jeden Tag eine körperliche Absolution. Jeder physische Schaden wird gelöscht. Und für psychische Schäden ist ein Tag zu wenig. Warum aber ertragen das die Leute einfach so? Warum sind sie zufrieden damit?
Ich würde das nicht mit mir machen lassen. Da würde ich vorher lieber sterben. Obwohl ich nicht so vorlaut tönen darf. Ich habe an einem persönlichen Entspannungstag ein ziemlich schlimmes Erlebnis gehabt. Seit diesem Tag bin ich doch etwas vorsichtiger geworden.
Es war Mittags. Ziemlich am Anfang meines Zustands. Ich wusste damals noch nicht richtig Bescheid über meine unbegrenzten Möglichkeiten. Kurzum: Ich hatte Langeweile. Wusste einfach nichts mit mir anzufangen. Also was macht man dann als kleiner, unwissender Idiot? Man knallt sich allen Scheißdreck den man kriegen kann in die Birne. Und da lag ich nun in meiner Wohnung in anderen Sphären schwebend. Vollgedröhnt und überhaupt nicht mehr bei Sinnen. Und es hat alles so schön angefangen. Habe mich sogar darauf vorbereitet. Oh ja. Ich habe mich nackt ausgezogen und ein paar Kerzen angezündet. Manchmal kann ich doch ein Genießer sein. Habe es mir dann auf meinem Bett gemütlich gemacht. Es fing alles recht harmlos an. Zuerst nur ein starkes Kribbeln in meinem linken Oberschenkel. Dieses phänomenale Kribbeln ist durch meinen kompletten Körper gewandert bis es zum Schluss mein Gesicht erreicht hat. Das Kribbeln wurde stärker, immer stärker bis ich keine Kontrolle mehr über mein Gesicht hatte. Dieses beschissene Kribbeln zog sich in jede Faser meiner Gesichtsmuskeln und verschickte dann die Botschaft in mein Gehirn das ich lächeln sollte. Und was soll ich sagen? Ich konnte nicht anders. Meine Mundwinkel wurden nach oben gezerrt und zwar so stark das es schon weh getan hat. Trotz aller Schmerzen war es doch irgendwie ein gutes Gefühl.
In meinem Schlafzimmer entstand Nebel der die ganze Zeit seine Farbe wechselte. Abgefahren. Einfach nur abgefahren. Bis zu dem Zeitpunkt als sich der Nebel verdunkelte und auf einmal das komplette Zimmer schwarz war. Nur ein paar kleine helle Punkte vom Kerzenlicht blieben übrig. Es war mir nicht geheuer. Doch das Schlimmste stand mir noch bevor denn kurze Zeit später fing die physische Gegenwehr an. Bekam fürchterliche Magenkrämpfe die sich durch beständige kleine Fürze bemerkbar machten. Und dann merkte ich es erst richtig. Jetzt wo es schon zu spät ist. Ich war am Ende. Physisch und psychisch. Ich lag wie gelähmt auf meinem Bett und bewegte mich nur bei den zwischen drin aufkeimenden Krampf- und Heulanfällen bis ich auf einmal bemerkte das mein Körper unbedingt das Zeug wieder loswerden wollte. Das erste Anzeichen war der blitzartige Durchfall der mich überkam. Ich furzte jetzt schon ein bisschen mehr bis sich auf einmal und vollkommen unverhofft 200 Gramm feinster Dünnschiss auf meinem Bettlaken breit machte. Da es mir ziemlich mies ging habe ich es einfach liegen lassen und habe es durch meine unkontrollierbaren Krämpfe auf dem ganzen Bett und meinem nackten Körper verteilt. Nach einer Weile sah es nicht mehr nach 200 Gramm sondern eher nach zwei Kilo Scheiße aus. Aber vielleicht habe ich auch nur nochmal etwas rausgelassen von dem ich nichts bemerkt habe. Und dann kam der Brechreiz. Habe es zuerst auf den miesen Geruch in meinem Schlafzimmer geschoben bis ich bemerkte das es von was ganz anderem stammt. Bei dem Verscuch noch das Klo zu erreichen fiel ich mit meinem Scheiße verschmierten Körper aus dem Bett und konnte mich jetzt wirklich nicht mehr regen. Dann merkte ich es endlich. Es war zu spät. Ich fing an zu kotzen. Es müssen ein paar Liter halbverdautes Frühstück gewesen sein. Durch das angepannte Kotzen lies mich mein Schließmuskel im Stich und spürte warme Pisse auf meinem Bauch und den sämigen Dünnpfiff der zwischen meinen Arschbacken blubberte. Mein Körper war so angespannt das er sich in den Ruhezustand versetzte bis ich letztendlich ohnmächtig wurde.
Nach ein paar Stunden wachte ich auf. Mit jeder Bewegung gab es kleine Risse auf meiner Kack- und Kotzkruste die auf meinem gesamten Körper verteilt war. Ich blieb dann einfach liegen und wartete auf den Rewinder. So musste ich dann wenigstens nichts putzen. Nach dieser Erfahrung wurde ich natürlich um einiges vorsichtiger. So habe ich dann mir selber die Regel gesetzt nur noch high zu werden kurz bevor der Rewinder einsetzt. Auch um ein vorzeitiges Ableben zu verhindern. Doch. Ein paar kleine Gesetze gibt es doch noch an die ich mich halten muss. Nun ja, man lernt nie aus.
Es wird Zeit zu arbeiten. Der Umschlag liegt auf dem Nachttisch. Genau da hab ich ihn gestern noch hingelegt. Auch der Umschlag ist ein beständiger Gegenstand bis der Auftrag erfüllt ist.
Also wen haben wir da? Ein Name, ein Foto und ein grober Tagesablauf mit Zeiten und Adressen. Das sind die einzigen Informationen die ich brauche. OK, dieses Mal ist es ein Kerl namens Torsten Emke. Er sieht ziemlich jung aus. Er hat die Haare so komisch zur Seite gekämmt wie es die meisten Jungs heute so tragen. Genauso wie diese hageren Typen die irgendwie im Trend zu sein scheinen. Als wollten sie nicht mehr zu erkennen geben wollen welches Geschlecht sie haben. Zu meiner Zeit hätten wir solche weibischen Wixer in die Tonne gehauen. Wo sind nur die guten alten Zeiten hin in denen noch Clint Eastwood und Steve McQueen die Vorbilder einer ganzen Generation waren. Auch wenn ich mich nicht mehr an mein früheres Leben erinnern kann, aber ich weiß das es früher diese guten Zeiten existierten.
Zurück zur Arbeit. Ich schaue mir nochmal das Bild an und frage mich mit was er es wohl bei Papa verschissen hat. Oder verscheissen wird?
Die erste Aktion bei diesen Aufträgen ist immer seinen Tagesablauf zu beobachten da der Ablaufbericht von Papa ziemlich ungenau ist. Er hat keine Sekundenangabe. Man muss zu seiner Entschuldigung sagen das die Minutenzahl immer richtig ist aber ich brauche für einen perfekten Auftrag halt noch die allerkleinsten Details. In einer Stunde wird er sich auf den Weg machen. Da könnte ich ja glatt heute schon mit der Observierung anfangen. Gut, für den ersten Tag reichen mir Bleistift, Block und ein Auto. Mache mich mit dem Werkzeug auf den Weg. Die Adresse kenne ich. Ist am Rande der Stadt und dummerweise eine Weile von mir entfernt. Ich stehe mit dem Auto vor seiner Wohnung. Sie ist in einem eitergelben Mehrfamilienhaus. Ich schätze mal es stammt aus den Sechzigern. Typisches Haus für Arbeitslose oder mittellose Studenten. 9 Uhr 32. Jetzt muss er demnächst heraus kommen. Und da ist er schon. In einer Jogginhose und einem olivgrünen T-Shirt. Dazu noch seine ungekämmten Haare und es fällt echt schwer zu sagen ob er nun zu den Arbeitslosen oder zu den Studenten gehört. Er hat einen komischen blauen Plastiksack in der Hand. Den Sack wirft er in die Mülltonne und läuft zurück ins Haus. Verdammt, er hat einfach nur den Müll heraus getragen. Ich schaue nochmal auf den geschenkten Tagesablauf. Punkt 1: 9:32 /Person verlässt das Haus. Punkt 2: 11:15 /Person verlässt das Haus. Na toll. Ich sollte die Unterlagen gründlicher lesen. Jetzt darf ich zwei Stunden im Auto sitzen und warten das er raus kommt und blöderweise ist es gerade so wenig Zeit das es sich nicht mehr lohnt noch nach Hause zu fahren. Gut, dann versuche ich halt zu entspannen. 10 Uhr 17. Langweilig. Nach einer unerträglich langen Zeit ist es endlich 11 Uhr 15. Er müsste demnächst raus kommen. Und wie immer habe ich Recht. Er kommt raus, ist gekämmt und hat annehmbare Kleidung. Auf jeden Fall etwas das man annehmbar nennen kann. Oh Nein. Er läuft die Straße entlang. Das macht es schwieriger ihn mit dem Auto zu verfolgen. Kann ja nicht in Schrittgeschwindigkeit neben ihn herfahren. Er könnte es bemerken und dadurch seinen üblichen Tagesablauf ändern. Dann wäre die Beschattung total für den Arsch. Mit vielen Parkphasen und vorsichtigem Anfahren funktioniert es. Ich kotz gleich. Bin genervt von dieser immer wieder ermüdenden Prozedur. Ich hasse es. Den ganzen Tag diesem armen Trottel hinterher zu schnüffeln, Er läuft in eine Dönerbude. Keine Klitsche aber auch nichts besonderes. Er trifft sich da mit seinen Kumpels. Drei an der Zahl mit genau den gleichen affigen Aussehen. Das sind also die drei Mitbeteiligten. So weit so gut. Einer dieser Loser hat riesige Kopfhörer an und beteiligt sich erst gar nicht an dem Gespräch sondern hört lieber Musik. Anhand seines dämlichen Kopfgewackels tippe ich auf irgendein Bongogetrommel. Aber egal. Er interessiert mich nicht. Sie unterhalten sich. Ich weiß zwar nicht über was aber ihr Gelache zeugt von keinem wichtigen Gesprächsstoff. Ungefähr eine Stunde bla, bla, bla, lach, lach, lach und sie verlassen alle den Laden. Auch der Kopfnicker der immer noch seine Kopfhörer auf dem Schädel hat. Sehen alle zusammen wie typisches Hippiestudentenpack aus. Mich überrascht sogar das sie sich in einer Dönerbude treffen. Gehen solche Typen nicht eher in eine Sojamilchbar? Verdammte Klischees. Verfolge diese Typen die anscheinend gerne shoppen gehen. Bestimmt an die 6 Stunden lang treiben die sich in irgendwelchen Undergroundshops herum und kaufen sich Hanfhosen und Wollpollunder.Ich glaube das ist mit Abstand die langweiligste Beschattung die ich je hatte. Zu allem Überfluss gehen sie jetzt auch noch Kaffee trinken. Das sind ja richtige Weiber. Trinken ihren Biomokka und schnattern und schnattern und schnattern. Und da passiert auf einmal etwas. Noch so ein Neo-Hippie kommt mit einem alten,roten Ford Fiesta angefahren und setzt sich zu den anderen Pussies im Coffeeshop. Noch ein wenig Gerede und ein paar Witze, und der Kerl übergibt den Schlüßel der Zielperson weiter. Die Zielperson steht auf, setzt sich in das Auto und fährt los. Er ist jetzt allein. Mein Moment ist gekommen. Jetzt werde ich leicht nervös. Liegt wahrscheinlich an der Überdosis Langeweile die abgebaut werden muss. Durch meine Nervosität beobachte ich die Umgebung besonders aufmerksam. Jede Häuserschlucht und jede Kreuzung an der er vorbeifährt wird im Hirn gespeichert und versuche mich dabei gleich inspirieren zu lassen. Wir fahren an einer Baustelle vorbei. Vielleicht kann ich ja was mit dem Kran anstellen der am Straßenrand steht. Naja, nicht gerade das was zu ihm passen würde. Kann nicht genau sagen warum aber ich habe bei dieser Idee nicht das übliche Gefühl. Nicht wie sonst. Genau so wenig der Bahnübergang über den wir fahren. Zumal ich ein Zugunglück schon vor ein paar Monaten bei einem Auftrag verwendet habe. Dieses Mal ist es echt schwierig. Oh Gott, wie lang müssen wir denn noch herum fahren?
Auf einmal bekomme ich meine Inspiration. Ungefähr 200 Meter lang und kein Verkehr. Nur ein paar schmutzige Häuser am Rand. Als ich die Straße sah, wusste ich das es der perfekte Platz ist. Eigentlich wusste ich nicht warum und auf einmal fiel es mir auf. Das ist genau der richtige Ort ist um ein weiteres Kunstwerk zu erschaffen. Oh ja,diese Straße ist verdammt kurvig und unangenehm zu fahren aber sie ist perfekt für das was ich vorhabe. Aber dafür muss ich morgen den ganzen Tag experimentieren. Schon mal Flipper gespielt? Meine Nervosität hat sich durch meine Idee in extreme Erregung verwandelt. Ich meine damit nicht sexuell. Ich muss wahrscheinlich erst einmal diese ganze neu gewonnene Energie loswerden. Und da ich mein Tagespensum erreicht habe, werde ich mir das jetzt auch gönnen. Und der kleine, unwissende Idiot fährt weiter in den Sonnenuntergang. Bye bye, armes Opfer. Ich wende den Wagen und fahre direkt in das abgefuckteste Viertel der Stadt. Ich werde einen guten Freund besuchen der mir meinen Abend versüßen wird. Ich muss jetzt den Wagen hier schon abstellen da er in so einer Gegend nur Ärger verursachen würde. Irgendwelche hohle Gangsterjunkies wären auf das Gefährt so scharf das sie mich dafür aus dem fahrenden Auto zerren und mir dann den Hals von einem Ohr zum Anderen aufschlitzen würden. OK, vielleicht ist das jetzt ein wenig übertrieben aber auffallen würde er schon. Und auffallen will ich wirklich nicht. Ich steige aus und schon zieht sich ein Pissgeruch in meine Nasengänge. Muss jetzt in die nächste Seitengasse. Ich steige aus dem Auto aus und mit jedem Schritt wird der Geruch immer schärfer. Merke das je weiter ich gehe der Müll auf der Straße zunimmt. Pappbecher, Zeitungen und zwischendurch das Knacken einer Spritze die ich gerade zertrete. Es wird immer dunkler. Alle paar Meter hängen noch ein paar schwache Leuchten an den Wänden und der Weg wird immer Feuchter. Es gibt sogar kleine Pfützen obwohl es den ganzen Tag nicht geregnet hatte. Will gar nicht wissen wie die entstanden sind. Jetzt kommt der kleine Straßenabschnitt der kurz nach Kacke riecht. Ich laufe schneller und verlangsame mich wieder als ich merke das der Gestank vorbei gezogen ist. Dann sehe ich seine Umrisse schon von Weitem. Er sitzt auf dem ekligen, nassen Boden und murmelt mit sich selbst. Ich musste ihn nie suchen da er an diesem Abend die ganze Zeit an der gleichen Stelle sitzt. Dieser stinkende, alte Penner. Sitzt teilnahmslos da mit seinem langen, spärlichem Haar und grummelt vor sich hin was er alles in seinem Leben falsch gemacht hat. Personifiziertes Selbstmitleid. Er tut mir aber nicht Leid. Nur ein weiteres Spielzeug, ein Zeitvertreib oder vielleicht sogar Training. Er ist schon wieder so betrunken das er mich nicht einmal kommen hört. Das ist echt gut da ich es liebe ihn zu überraschen. Ich stehe direkt vor ihm und beobachte ihn eine Weile bis er mich bemerkt.
„Was zum...?“
Als er mein Gesicht sieht ist er auf einmal still. Ich weiß es nicht woran es liegt das er so erschreckt. Die ersten paar Male hat er das nie gemacht. Ob es diese unterbewusste Sache ist von der Papa gesprochen hat? Wir sehen uns an. Bestimmt eine Minute lang. Dann wird es mir zu langweilig, lege meinen Kopf auf die Seite und schlage ihm ziemlich heftig auf die Nase. Tränen drücken sich aus seinen Augen und das Blut aus seiner Nase läuft in Sekundenschnelle in seinen Mund. Er verspritzt etwas davon auf mein Jacket weil er keucht wie eine krepierende Sau. Wimmert ein wenig und dann fängt er an mich anzuschreien.
„Verdammte Scheiße.Was soll das? Wer bist du?“
Wer ich bin hat ihn nicht zu interessieren. Ich will ja auch nicht seinen Namen wissen. Wozu auch? Ich nenne ihn einfach Sandsack. Warum wohl? Ich trete ihm zunächst Mal in den Bauch. Da er so fett ist fühlt es sich an als würde man in einem Haufen billiger Kissen treten. Wenn ich richtig Kraft anwende, kann ich sogar seine Organe durch meine dünnen Lederschuhe spüren. Zu meinem Wohlgefallen fängt er auch noch an zu betteln. Betteln. Ach ja, Penner hieß früher Bettler. Ob die so hießen weil sie schon damals um ihr Leben gebettelt haben? Sandsack darf beruhigt sein. Ich darf ihn ja nicht töten. Zurück zur Arbeit. Er ist schon dabei mich anzuwinseln. Sieht sogar danach aus als wollte er meine Schuhe ablecken um mich zu beruhigen. Nur funktioniert das nicht ganz weil sich die Schuhe immer wieder in seinen Magen zu graben. Seine Unterwürfigkeit macht mich nur aggresiver. Denn mit jedem Wort das er aus seinem fauligen Mund verliert, kommt mir ein Schwall von seinem widerlich stinkendem Atem entgegen. Er sollte einfach weniger Worte mit A und H benutzen. Das würde ihm echt zu Gute kommen. So langsam wird die Fußarbeit eintönig.
Ich fange an ihn langsam zu würgen. Aber nicht länger als 70 Sekunden. Dann bekommt er noch 70 Sekunden Ruhepause. Diese Prozedur ziehe ich bestimmt an die 10 Mal durch. Einfach faszinierend. Diese Gegenwehrphase die sich langsam umschwenkt auf die „Ich bin bereit zu sterben“-Phase. Das funktioniert jedes Mal. Egal wie oft ich das mache. Verblödete Menschheit. Danach folgt mein persönliches Highlight. Er keucht verdammt bitterliche Worte.
„Warum machst du das?“
Ich sage ihm die einzig richtige Antwort.
„Weil ich es kann.“
Ich ramme ihm mein Taschenmesser in den Bauch. Nicht allzu tief. Er darf ja nicht verrecken. Dann stecke ich ihm meinen Zeigefinger in die Wunde. Und je nachdem wie tief ich ihn reinstecke desto lauter und länger schreit er. Mein persönliches Ziel ist ja mal dieses Da-Da-Da-Daaaaa von Beethoven aus ihm rauszukriegen. Bisher funktioniert es schon ganz gut nur bei dem letzten Daaa fehlt das richtige Timing. Wenn ich die richtige Taktik gefunden habe, nehme ich eine CD mit ihm auf. Nach 10 Minuten habe ich keine Lust mehr mit ihm zu musizieren. Ich schnappe ihn an den Haaren und ziehe ihn die Seitenstraße entlang um die Ecke. Durch die Pisspfützen und den verseuchten Spritzen. Es platscht und knackt. Ich ziehe ihn hinter mir her bis ich das Polizeiauto an der Hauptstraße sehe. Ich warte auf den perfekten Moment in dem sich die Bullen sich mit ihrem Fast Food beschäftigen und nicht mehr auf ihre Umgebung achten. Bin halt ein theatralischer Drecksack. Ich warte also bis sie ihre Essiggürkchen vom Cheeseburger ziehen und knalle Sandsack mit voller Wucht auf die Windschutzscheibe. Sie ist jetzt schön mit Pennerblut verziert. Oh Mann, denen ihre Gesichter zu sehen bringt mich immer Wieder zum lachen. Dann folgt immer wieder die gleiche Prozedur. Zuerst die Festnahme. Durchgeführt von zwei verwirrten Idioten. Lächerlich. Auf der Fahrt zum Revier muss ich schon dauernd lachen. Menschen labern nur noch Blödsinn wenn sie verwirrt sind. Sie fragen sich gegenseitig wie man nur so etwas machen kann ohne sich dabei zu schämen. Wie ich gesagt habe. Einfach lächerlich. Darauf folgt im Revier die Aussage. Sie wollen alles Mögliche wissen. Doch selbst nach 3 Stunden absolutem Schweigen und schmierigem Grinsen geben selbst die auf.
So. Und jetzt? Absitzen im Einzelarrest bis zum nächsten Tag. Ich sitze nur da, starre auf meine Uhr und warte den richtigen Moment ab. Zwei fette Bullen sitzen an dem Schreibtisch nebn meiner Zelle und sind damit beschäftigt irgendwas in den Computer zu tippen und Zuckerglasur von ihren Fingern zu lecken. Alles ist ganz ruhig. Weil ich mich ruhig verhalte. Rede nichts und ich bewege mich nicht. Alles einwandfrei. Bis ich aufstehe und auf die Gitter zugehe. Sie schauen mich plötzlich so erwartungsvoll an. Für ein paar Sekunden scheint die Zeit still zu stehen. Dann strecke ich meine Hand aus, balle sie zu einer Faust und strecke meinen Mittelfinger in die Höhe. Ich verabschiede sie noch.
„Machts gut, ihr Idioten.“
Und da kommt auch schon mein geliebter Rewinder. Sie sollten mir das nächste Mal die Uhr weg nehmen.