Freitag, 19. Februar 2010

Kapitel 4

Ich fahre so schnell es geht zu Pit. Er wird mich mal wieder zum ersten Mal sehen aber er ist heute der einzige Mensch den ich brauche. Mein Heilbringer des Tages. Zum Glück wohnt er nicht so weit von Papa entfernt. Aber das heißt jetzt nicht das er in dem gleichen Viertel wohnt. Nein, ganz und gar nicht. Aber gerade neben diesem Viertel gibt es ein Industriegebiet mit Firmen dessen Produkte wahrscheinlich nie jemand brauchen wird. Wer braucht den schon Präzisionsdrehteile? What the fuck? Egal. Ich fahre durch das Industriegebiet bis ich am Ende auf eine nicht asphaltierte stoße. Zuerst an einer Kläranlage vorbei und dann noch drei Kilometer weiter bis die Straße aufhört. Und auf diesem öden, steinigen Platz steht das Haus von Pit. Haus? Nein, es ist einfach sein eigener kleiner Wohnwagen. Komischerweise nicht irgend so ein schrottreifes Ding sondern ein schöner, alter Amerikanischer. Glänzt im schönsten Silber ist aber trotzdem nur ein Wohnwagen. Typisch Pit. Versucht mit den kleinsten finanziellen Mitteln so reich wie möglich aussehen. Ich glaube so etwas nennt man Proll. Auch gut zu erkennen an seiner hässlichen, gelben Corvette dessen Auspuff schon am Boden schleift. Dazu kommt noch die Dreckkruste die die untere Hälfte des Autos verdeckt. Als ich meine Autotüre schließe fängt schon sein Pitbull an zu kläffen. Hatte schon immer die Vermutung das er mich durch das Fenster mit der aufgeklebten Spiegelfolie beobachtet. Ich lass ihm den Spaß. Bevor ich zu ihm rein gehe setze ich mir noch schnell meine Guchi Sonnenbrille auf. Die mag er besonders. Nicht das ich ihm gefallen will aber bei so einem Kerl wie Pit ist jeder Sympathiepunkt pures Gold wert.Ich klopfe an der heißen Metalltür. Irgendwie scheint der ganze Wohnwagen zu wackeln wenn ich klopfe. So ein bulliger Glatzkopf mit einem Manowar T-Shirt und schwarzen Lederhosen macht blitzartig die Tür auf. Ich glaube so schnell hat er sich noch nie bewegt. Wahrscheinlich immer nur wenn er die Tür öffnet. Für den richtigen Auftritt. Seine kleine, verquollenen Augen öffnen sich ein wenig. Er atmet kurz durch und ich muss mir das Lachen verkneifen.
„Was.“ raunst er mir entgegen.
Oh Mann, hätte ich doch nur einen Tag erwischt an dem ich nicht stundenlang die Eier kraulen müsste um ihn halbwegs gut gelaunt zu erleben. Jetzt wird es Zeit für den Idioten etwas plumper zu werden.
„Hi, ich bin Fred und möchte viel Geld loswerden.“
Bevor er mich anpöbeln kann halte ich ihm ein Bündel Hunderter unter die Nase. Wie immer mache das mit meinem Zahnarztlächeln wieder wett. Anhand seines Gesichtsausdrucks sehe ich das ich den ersten Punkt erwischt habe.
„ Na, dann komm mal rein.“
Das gleiche Spiel wie immer. Ich komme rein und ich will keinen Kaffee.
„Willste nen Kaffee?“
„Nein, danke.“
Die Sache mit dem Kaffee ist das Höchstmaß an Höflichkeit das Pit zu bieten hat. Gleich sieht er meine Brille.
„Hübsche Brille hast du da.“
Ja, Punkt Nummer Zwei.
Ich nehme sie ab und sage nichts da er mir sowieso gleich ins Wort fallen würde.
„Aber ich mache mir einen.“
Ich muss jedes Mal seinen Hinterkopf beobachten wenn er sich seine Kaffee macht. Er hat so eine witzige Falte zwischen Kopf und Schulter die sich bei jeder Bewegung hin und her bewegt. Durch seinen glitzernden Schweiß hebt sich die Bewegung noch mehr hervor.“Sie haben es recht schön hier. Das muss ich sagen.“
„Sag mal lieber was du von mir willst.
„Ich brauche ungefähr 50 hübsche Mädchen und ein paar Kilo verschiedenster Spaßmacher.“
Das sage ich mit einem breiten Grinsen. Er mag das. Das weiß ich. Und ich setze noch einen drauf.
„Und alles bis heute Abend um 20 Uhr.“
Er lässt von der Kanne ab und schaut mich unglaubwürdig an.“
„Das wird ziemlich unmöglich sein, Alter.“
„Keine Bange. Das kriegen sie hin.“
Er kriegt es jedes Mal hin. Aber um es ihm heute etwas leichter zu machen füge ich noch Folgendes hinzu.
„Es macht auch nichts wenn sie kleinere Makel haben solange sie nicht äußerlich zu sehen sind.“
„Was meinst du damit?“
„Wie soll ich sagen? Sie können ruhig auch irgendwelche Krankheiten haben. Das ist egal.“
Im letzten Moment fällt mir ein das ich jetzt meinen Kopf etwas nach vorne lehnen muss. Und schon passiert es. Er packt mich am Hals und knallt mich gegen seinen kleinen Holzschrank. Es tut nur ein wenig an der Schulter weh. Meiner Erinnerung sei Dank. Jetzt wird er wieder etwas aggressiver.
„Was soll das, du Arschloch. Haste so ne abgefuckte Selbstmordnummer geplant?“
Ich grinse immer noch und ziehe noch viel mehr Geld hervor.
„Keine Angst. Ich zahle schon alles im Voraus.“
Erlässt mich langsam los und streift mit der Hand vom Hals an die Schulter und klopft ein paar Mal kumpelhaft drauf. Sein mürrischer Gesichtsaudruck wird zunehmend fröhlicher und mündet in einem lauten Lachen.
„ja wenn das so ist. Wohin soll die Lieferung gehen.“
„Ich habe es ihnen aufgeschrieben. Ich hoffe sie liefern pünktlich.“
Oh ja. Ich sieze ihn immer noch.. Er steht total darauf. Dadurch kommt er sich vor wie ein richtiger Geschäftsmann. Ich knalle ihm alles Geld auf dem Tisch, lasse es ihn in Ruhe zählen und wir trinken danach noch ein Glas von seinem billigen Wodka. Widerlich. Nach einer Weile sind wir uns einig das es funktionieren könnte. Und wie immer wird es funktionieren. Mit ihm so schnell ins Klare zu kommen hat mich viele Tage gekostet.Die ersten paar Male hat er mich immer ziemlich gut verprügelt. Mit Schmerzen erinnere ich mich noch an die Tage zurück an denen ich noch den ganzen Rest des Tages mit gebrochenen Kiefer habe herum laufen müssen. Ein anderes Mal hat er beinahe auf mich geschossen. Er ist halt der Einzige der das auf die Schnelle hinkriegt.
Ich gebe ihm meine Adresse und meine Sonnenbrille und verschwinde mit einem vorfreudigen Lächeln. Auf der Fahrt organisiere ich noch so ein paar Typen die einem gut in den Arsch kriechen können. Solche verblödeten Szenetypen die immer scharf darauf sind gegen Bezahlung zu einer dicken Party zu kommen. Warum ich das mache? Ganz einfach. Sobald nur Nutten da sind wäre es ja nur eine Orgie aber sobald noch Typen anwesend sind die einen bejubeln, dann wird es zu einer Party. Für diese Typen gibt es aber eine wichtige Regel. Sie dürfen keines der Mädchen anfassen. Ich will ja nicht das mein Schwanz mit fremder Mayo beschmutzt wird. Wie krank wäre das denn? Komme daheim an, setze mich auf meine Couch und bin äußerst selbstzufrieden. Ich habe innerhalb von zwei Stunden ein komplettes Armageddon organisiert. Und das Wort Armageddon ist in diesem Falle nicht übertrieben. Ich weiß es. Habe es oft genug durchgemacht. Werde mich noch ein wenig ausruhen bevor es los geht. Das besteht eigentlich nur aus auf dem Bett zu vegetieren und über alles Mögliche nach zu denken. Komischerweise denke ich meistens über den Rewinder nach. Diese komische, kleine Phase in der anscheinend der Tag zurückgespult wird. Ach ja, der Rewinder. Wieder ein Name den ich erfinden musste weil mir mal wieder keiner gesagt hat wie das heißt. Ich frage mich ob dieses Geräusch, dieses Licht und diese höllischen Schmerzen irgendwas zu bedeuten hat. Eigentlich kann ich mir rein gar nichts darauf zusammen reimen. Das helle Licht das auf mich zukommt könnte ja bedeuten das ich jeden Tag aufs Neue sterbe. Man kennt doch diese komischen Geschichten von Leuten die beinahe gestorben sind. Alle behaupten immer da wäre so ein helles Licht auf das sie zugehen müssen. Aber bei mir kommt es immer von alleine auf mich zu. Vielleicht findet mich der Tod ja anziehend. Das würde ich ihm nicht verübeln. Oder vielleicht ist es ja die Uhrzeit in der es jedes Mal passiert. 4 Uhr 54 und 26 Sekunden. Nichts. Nicht einmal die Uhrzeit hat eine Bedeutung für mich. Und bei so einer bescheuerten Uhrzeit muss sich dabei doch jemand was gedacht haben. Oder ich mache mir vielleicht einfach zu viele Gedanken über einen Dreck über den es sich gar nicht lohnt darüber nach zu denken. Darauf geschissen. Vielleicht ist auch nur ein rein physikalischer Prozess der aus reinem Zufall existiert.Trotzdem mache ich mir immer wieder Gedanken darüber.
Auf einmal werde ich durch meine schrille Türklingel aus meinen Gedanken gerissen. Ich richte mich so schnell auf das mir kurz schwindelig wird und verfluche innerlich dieses nervige Geräusch. Auf dieses Scheißding bestand bestimmt eine Nervgarantie. Verdammt, es klingelt nochmal. Aber ich lasse sie noch ein bisschen warten. Dann werden sie etwas zickiger und ich ein bisschen geiler. Es zuckt ja schon in meinem Unterleib. Und es klingelt nochmal. Scheiß drauf. Bin einfach zu scharf um zu warten. Ich ziehe mir schnell meinen roten Satin Morgenmantel über und laufe die Treppe hinunter. Schau dir das an. Ich nehme sogar nur jede zweite Stufe. Vor der Tür atme ich dreimal tief durch um wieder ruhig auszusehen. OK. Action. Da stehen sie nun. 50 verschiedene Frauen. Eine schöner als die andere. Ohne Worte befehle ich sie in mein Wohnzimmer. Eine schnelle Augenbewegung von rechts nach links und schon funktioniert es. Und wenn die Augen von oben nach unten wandern heißt das Ausziehen. Und was soll ich sagen. Es funktioniert wirklich. Habe immer gedacht das wäre so ein Hollywood Klischee. Da stehen sie. Alle in einer Reihe und komplett nackt. Nicht das ich nach Hunderten solcher Parties nicht jede Einzelne schon nackt kennen würde aber dieses Gefühl über alles erhaben zu sein reizt mich. Fühle mich wie der verschissene Graf Rotz. Nun ja, ich begutachte sie alle bis es ihnen unangenehm wird und entscheide mich. Ich denke heute nehme ich einen Mix aus brünett und rot. Gehe wie ein General die Reihe entlang und inspiziere mögliche Kandidatinnen. Ehrlich gesagt habe ich meine Favoritinnen schon an der Tür ausgewählt aber ich stehe auf diese Prozedur. Ziehe beide aus der Reihe und schicke sie nach oben in das Spielzimmer. Der Rest darf in den Partykeller zu den Arschkriecher die demnächst auftauchen müssen. Eines der Mädchen wird instruiert das sie die Tür öffnet und die Arschlöcher in den Keller schickt. Ich möchte mich ja ungestört vergnügen. Ich gehe zu den zwei Auserwählten nach oben. Irgendwie komisch. Hab mit diesen Zweien schon mehrmals gevögelt, kenne den Geruch ihrer Muschis und die Konsistenz ihrer Titten auswendig. Aber ich kann mir deren Namen einfach nicht merken. Muss und will ich auch nicht wissen.
Da stehe ich nun. Hier in meinem Spielzimmer. Hört sich verrucht an aber es ist in Wirklichkeit nur ein unrenoviertes Zimmer mit einem großen Doppelbett. An drei Seiten des Betts stehen antike Standspiegel und an der vierten Seite da stehe ich. Sie räkeln sich schon zusammen im Bett. Auch wenn ich weiß das dieses gegenseitige Streicheln und stöhnen reine Schauspielerei ist aber macht trotzdem Spaß zu zuschauen. Ist ungefähr wie beim Wrestling.
In einem ziemlich strengen Ton sage ich ihnen das sie sich ausziehen sollen. Sie sollen mich gefälligst scharf machen. Wie sie verwirrt schauen können. Wenn die wüssten das ich schon geil war als ich ins Zimmer kam. Sie fangen an sich auszuziehen und sich am ganzen Körper zu küssen. Zeit das ich mich vorbereite. Ich drehe einen der Standspiegel in die Horizontale, streue ein wenig Pepp auf die Oberfläche und schnupfe es weg wie ein Barbar. Ohne eine richtige Line zu machen und ohne ein Röhrchen. Zugegeben, heute ist Geduld nicht meine Stärke. Und jetzt heißt es schweigen und genießen. Diesen Zweien schaue ich immer noch am gernsten zu. Die Rothaarige ist eine Drecksau und die Brünette ist eine Nonne. Irgendwie wie Dick und Doof. Nur im sexuellen Sinne. Sie lecken sich gegenseitig im Schritt und die Rothaarige versucht die ganze Zeit mit ihrer Zunge an das Arschloch der Brünetten ran zukommen. Doch diese zuckt dann immer weg und versucht sich nichts anmerken zu lassen. Sehr belustigend. Manchmal hatte ich Mitbeobachter die mich dann nach solchen Situationen beschimpft haben ich würde Frauen wie ein Stück Fleisch behandeln. Aber Nein, das tue ich nicht. Ich behandle sie nicht wie ein Stück Fleisch, sondern wie mein Stück Fleisch. Aber jetzt habe ich genug über die Zungenallergie eines Brünettenarschlochs gelacht. Ich misch jetzt mit. Früher hatte ich immer Angst davor das mich das Gerammel mit den immer gleichen Frauen nicht irgendwann anödet. Es mir vielleicht langweilig wird. Aber das passiert nicht. Es ist wie masturbieren. Zwar immer das Gleiche und es macht trotzdem Spaß. Zumal ich ja nicht wirklich auf eine beschränkt bin sondern nur auf eine Gruppe von Frauen denen ich an diesem einen Tag begegnen kann. Ich muss halt nur eine aussuchen. Oder Zwei. Oder Fünf.
Ich genieße das jetzt und erfreue mich über dieses abgefahrene Gefühl zwischen zwei schweißbedeckten Körper zu liegen. Am Schluss versprühe ich einen Teil meiner Lebensenergie über sie. Aber nicht zu viel Darf heute nicht zu müde werden. Brauche noch viel von meiner Lebensenergie. Während sie sich danach mit ihren gebrauchten Slips sauber zu reiben, liege ich zwischen ihnen und zünde eine Zigarette an. Nachdem ich fertig geraucht habe schaue ich auf die Uhr. Sie war ein Geschenk von Papa. Ein richtiges Geschenk von ihm. Er ist anscheinend sehr sentimental und will das ich immer was von ihm bei mir trage. Dieser Wixer.
Ich Vollidiot. Habe auf meine Uhr geschaut und habe schon wieder die Zeit vergessen. Ääääähhhm. 4 Uhr 26 und 36Sekunden. Ich zerre die schlummernde Brünette runter vom Bett auf den kalten Boden. Bevor sie richtig wach wird werfe ich ihr mein Fixerbesteck vor ihr hin.
„Mach das ganze Tütchen fertig.“ befehle ich ihr.
Sie schaut mich unglaubwürdig an. Darauf hin muss ich anfangen zu lachen. Ja, du Miststück. Ich weiß das es viel zu viel ist und es macht mir nichts aus. Einmal im Monat gönne ich mir den Spaß und setze mir eine Überdosis Heroin. Das Timing muss halt stimmen. Ich darf ja nicht vor 4 Uhr 54 verrecken. Weiß ja keiner ob ich sonst wieder am nächsten Tag aufwache aber es ist das Risiko wert. Dieses Gefühl kurz vor dem Abkratzen ist einfach unbeschreiblich. Keine Schmerzen, sondern absolute Glückseligkeit.. Einfach irgendwie schön. Egal, sie ist fertig. Dieser kleine Stich, die warme Brühe die sich in den Venen verteilt und in ein paar Sekunden den kompletten Körper einnimmt und diese Gänsehaut die entsteht wenn man die Kanüle aus der Ader zieht. Für mich ist es ein reines Genussmittel. Nackt und zugedröhnt sitze ich auf dem Bett. Ich will jetzt meine Ruhe und überlege wie ich das jetzt dem Mädchen verklickern soll. Ich glaube ich weiß wie.
„Verpisst euch, ihr Fotzen.“
Doch, das war gut. Glaube ich. Auf jeden Fall funktioniert es. Eine Minute für mich. Ganz alleine. Die Augen geschlossen versuche ich an rein gar nichts zu denken.
Aaaaaaaaaa.....
Diesen Laut mache ich immer ganz leise bis es fast so klingt wie ein Ausatmen. Bereit zu gehen? Und ob. Runter in den Partykeller. Kein Mensch mehr im Foyer. Es ist alles halbdunkel und das einzige was von Aktivität zeugt ist der pochende Bass aus dem Keller. Als ich die Tür aufmache werde ich gleich von dem äußerst stressigen Stroboskop geblendet. Der Keller ist so groß wie die Grundfläche des Hauses. Keine Trennwände. Nur ein paar Pfeiler. In Mitten dieses hallenähnlichen Raumes ist eine riesige leuchtende Uhr unter einem Plexiglasboden montiert. Habe damals herausgefunden das das Ziffernblatt das von Big Ben nachempfunden wurde. Nur das meine Uhr entspannend blau leuchtet. An der Decke hängen riesige Lautsprecher und an der rechten Seite des Raumes steht eine Bar die komplett mit Stahlplatten verkleidet sind inklusive dem DJ-Platz. Das ist alles was in diesem Raum steht. Die Bar und ein Haufen halbnackter, tanzender Nutten. Nicht zu vergessen die notgeilen, besoffenen Wixer. Sie müssen stehen weil ich extra keine Stühle aufgestellt habe und ich es so viel schöner finde. Als sie mich sehen jubeln die gelackten Typen mir zu und die Nutten stellen sich nebeneinander in der Reihe auf. Das machen sie weil ich sie auf den kleinen Flyern sie darauf aufmerksam gemacht habe. Und da es brave, notgeile Nutten sind , erfüllen sie auch den zweiten Teil meiner Wunschliste. Sie strecken ihre Zungen so weit raus wie es ihnen nur möglich ist. Man muss sich das vorstellen. Eine Reihe rosa, klebriger Zungen. Triefend und warm. Jetzt heißt es die Augen zu schließen und genießen. 'Ich laufe die Reihe entlang. Auch mit ausgestreckter Zunge. Ich lasse sie die Reihe entlang wandern. Es ist ein abgefahrenes Gefühl. Es ist warm und dann kurz kalt ohne einen Widerstand. Dann wieder warm, dann kalt, warm, kalt. Oh ja, 48 verschiedene Geschmacksorten. Herrlich. Nachdem ich fertig bin führe ich in meinem Mund all den gesammelten Speichel zusammen und schlucke es genussvoll herunter. Langsam und wie in Trance laufe ich zu meiner Uhr im Boden. Ich schaue an meinen Füßen herunter und suche den großen Zeiger. Entdeckt. 4 Uhr 52 und...Ich brauche noch den Sekundenzeiger. Da ist er. 26 Sekunden. Nur noch eine kleine Weile. Ich fange an zu tanzen und mit jedem Tick des Zeigers steigere ich mich immer mehr in die Ekstase. Die Musik. Der Jubel. Ist mir jetzt alles egal. Ich genieße jetzt meinen mentalen Höhepunkt. Dieser beschissene DJ. Legt immer die gleiche Platte auf und a fällt mir auf einmal ein das nicht er sich wiederholt sonder das sich der Tag wiederholt.
17, es fängt an.
18, mir wird kälter.
19, nicht unangenehm.
20, man spürt nur wie ganz langsam versucht die Seele zu entweichen.
21, es wird immer leiser um mich herum.
22, ich höre nur noch einzelne Fragmente vom Bass.
23, Das Herz fängt an zu rasen und der Schweiß verdunkelt langsam meine Kleidung.
24, und ich... und... und...
Mein Schädel. Der Rewinder.

Kapitel 3


Trotz der hohen Geschwindigkeit ist die Fahrt irgendwie langweilig. Genug Langeweile um über den Rest des Tages nachzudenken. Ich könnte mir ja nach dem Treffen noch einen Film ausleihen. Vielleicht mal wieder der Streifen in dem so ein Kerl auch immer den gleichen Tag erlebt. Soll zwar eine Komödie sein aber ich finde ihn trotzdem unlogisch. Habe ihn bestimmt über 100 Mal gesehen und mir fallen trotzdem noch Fehler auf. Hört sich vielleicht blöd an aber dieser Film hat mir an Anfang ein wenig geholfen mit der Situation klar zukommen. Man konnte jedenfalls schon mal die gröbsten Fehler vermeiden. Das wirklich beschissene an dem Film ist das man nie erfährt warum er in dieser Zeitschleife hängt. Und genau das ist der Punkt der mich bei mir selbst stört. Ich frage mich ständig: Warum ich?

Vielleicht weil Menschen töten mein Beruf ist? Da gab es doch bestimmt noch andere die in Frage gekommen wären. Vielleicht war ich ja der Beste? Bin ich der Einzige? Wer weiß noch davon? Das ist nur der Bruchteil all der Fragen die ich mir seit 5 Jahren stelle. Es gibt der das hundertprozentig weiß aber jedes Mal wenn ich ihn frage, bekomme ich keine richtige Antwort. Was sage ich da? Er ist der Meister der nichtssagenden Antworten. Habe schon nach dem ersten Jahr aufgegeben zu fragen. Meistens bekam ich dann einfach die Antwort das ich zufrieden sein soll mit meinem Zustand da es mir besser gehen würde als je zuvor. Das Wiederum kann ich nicht beurteilen. An die Zeit vor den Zeitschleifen kann ich mich leider nicht mehr erinnern. Das ist wohl ein Opfer das ich bringen muss. So muss ich das wohl sehen um halbwegs befriedigt zu sein. Nach der Devise Klappe halten und das Leben genießen. Und solange es mir gut geht bin ich nicht rebellisch und nehme das so hin bevor ich ihn verärgere und er noch meinen Zustand ins Negative verändert. Ich beisse ja nicht die Hand die mich füttert.

Ich fahre auf den Hügel zur Villa hinauf. Eine steinige Landschaft ohne Grünzeug und nur ein kurviger, steiniger Weg nach oben. Nur noch eine Anhöhe und ich bin da. Diese Villa beeindruckt mich jedes Mal aufs Neue. Und das sogar nach dem tausendsten Mal wo ich hier bin. Nicht das ich das Ding besonders schön finde. Nein, wirklich nicht. Ich glaube es ist wahrscheinlich einfach nicht mein Stil. Aber diese Bauweise verschafft ihm irgendwie Respekt. Sieht aus wie ein riesiger Betonwürfel mit drei kleineren Betonwürfeln an den Seiten. Sieht aus als wären diese kleineren Würfel die Nebengebäuden dieses Riesendings. Um das Gebäude herum ist ein Rasen im Halbkreis. Er ist akkurat geschnitten. Nur nirgendwo Blumen. Es macht den Anschein als wäre das ganze Areal nur zum Nutzen da. Ohne jeglichen Anschauungswert. Es versucht halt halbwegs normal auszusehen. Und verdammt, das schafft es nicht. Definitiv nicht.

Ich stelle mich auf den einzigen Parkplatz den es vor der Villa gibt. Nur einen Parkplatz mit genau einer Autobreite. Als wäre nie mehr als eine Person zu Besuch. Vielleicht bin wirklich nur ich derjenige der hier immer rein rasselt. Ich sehe sonst auch nie jemand hier auf dem Grundstück. Nicht einmal ein Gärtner obwohl der Rasen so gepflegt ist. Gehe jetzt den schmalen Weg auf die Haustür zu. Natürlich ist die Tür wieder offen. Sie ist immer offen. Die Scheißtür hat was außergewöhnliches an sich. Sie macht keinerlei Geräusche wenn man sie öffnet oder schließt. Sobald man durch diese Tür geht steht man in einem spärlich beleuchtenden Flur. Durch die dunkle Holzverkleidung wirkt es ja auch nicht gerade heller. Das der Flur ein bisschen gruslig aussieht kommt vielleicht auch von seiner außergewöhnlichen Größe. Schätze mal Acht Meter in der Länge und 4 Meter in der Breite. Irgendwie macht das was her. Dabei scheint er gezwungen rustikal zu wirken. Roter Perserteppich, uralter Beistelltisch und der obligatorische Hirschkopf an der Wand. So ziemlich das Gegenteil von dem wie es von außen wirkt. Da waren ganz sicher Innen- und Außenarchitekt verschiedener Meinung.

Im Flur selber gibt es fünf Türen. Zwei auf jeder Seite und eine schnurstracks gerade aus. Und genau durch diese Tür muss ich jetzt gehen. Alle anderen Türen sind sowieso abgeschlossen. Habe es ja oft genug probiert. Ich wollte halt gerne mal ein bisschen mehr als nur die zwei üblichen Räume sehen. Man muss sich das mal vor Augen halten. Wenn alle Räume so gegenteilig aussehen dann könnte so eine Besichtigung echt spannend werden. Ich gehe hastig durch meine Tür weil mich der Flur so langsam anfängt zu nerven.

Ich komme in das sogenannte Besprechungszimmer. Scheint für mich aber eher das Wohnzimmer sein da es von der Größe her das größte Zimmer im Haus zu sein. Es hat große Glastüren die zu einer Art Terrasse führt. Also Terrasse im Sinne von ein bisschen gepflasterten Boden. Keine Blumen oder Bäume aber dafür eine herrliche Aussicht auf die bergige Landschaft. Die Glastüren lassen viel Sonnenlicht herein das auch sehr nötig ist bei den dunkelbraunen Wänden und den schwarz glänzenden Bodenfliesen. Es wirkt alles ein wenig kühl aber wahrscheinlich ist es trotzdem noch das schönste Zimmer in dem Gebäude. Steht nicht viel drin außer einem einzelnen Aktenschrank rechts an der Wand, einem Beistelltisch und einem dunkelroten Ledersessel in der Mitte. Und neben dem Sessel steht Papa. Er ist derjenige der die Fäden zieht. Meine einzige Kontaktperson und mein Auftraggeber. Wenn überhaupt jemand Ahnung hat was hier los ist, dann ist er es.

Er ruft mich an, macht mit mir einen Termin am nächsten Tag aus, gehe hin, bekomme einen Umschlag mit allen Informationen und erledige dann den Auftrag. Er versorgt mich mit Spaß und Arbeit. Deswegen nenne ich ihn auch Papa. Den Namen habe ich ihn gegeben da ich seinen richtigen Namen nicht kenne. Diese Taktik alles Unerklärliche selber Namen zu geben, hat mir in meiner Situation sehr geholfen. Sonst muss man alles „Dies und Jenes“ taufen. Da kommt man leicht durcheinander.

Da steht er also. Wie immer. Mit Zeige- und Mittelfinger auf dem Umschlag am Beistelltisch gelehnt. Ein kleiner Kerl, um die 70, in einem schwarzen Anzug. Und damit meine ich wirklich schwarz. Schwarzes Jackett, schwarzes Hemd, schwarze Hose und frisch polierte, schwarze Lackschuhe. Wenn man die Augen ein wenig zukneift sieht es fast so aus als würden seine Schuhe mit dem Boden verschmelzen. Ein amüsanter Effekt. Er ist ein wenig dicklich mit spärlichem, grauen Haar. Ordentlich zurück geschleimt. Steht da und starrt mich an wie eine Kröte. Mit seinen herausquellenden Augen und der hängenden Unterlippe. Da steht er da und starrt. Und starrt. Und starrt. Will der Kerl mich eigentlich jedes Mal verarschen? Jedes Mal muss ich mit der Konversation anfangen. Na gut, fange ich halt mal wieder an zu sprechen.

„Hi.“

„Hallo Fred.“

Er redet immer wie ein verbissener Roboter. Ohne jegliche Gefühlsregung. Will dadurch wohl mysteriöser wirken, doch diese Tour zieht nicht mehr bei mir. Deshalb versuche ich ihn ein wenig damit aufzuziehen. Frage mich nur ob er das schon Mal gemerkt hat? Trotz allem genieße ich ein wenig den Small Talk mit ihm.

„Na, wie geht’s? Also dieser Scheittmann Auftrag war ein voller Erfolg. Also ganz ehrlich, von allen geglückten Aufträgen kommt dieser in meine persönliche Top Ten.“

„Ich weiß doch, Fred. Ich war da.“

Bullshit. Er war nicht da. Er behauptet das bei jedem Auftrag aber gesehen hab ich ihn da noch nie. Obwohl ich an jedem Tatort mindestens zehn Tage verbringe. Und das er nur an den Tagen an denen der Auftrag funktioniert zugegen ist, ist auch Schwachsinn. Ich selber weiß das ja auch nie genau wann es funktioniert. Es ist einfach unmöglich.

„Und wie fandest du es?“

Versuche ihm einen Fehler heraus zu locken.

„Es ist nur wichtig das er tot ist.“

Verdammter Lügner. Rede weiter. Ich sage nichts.

„Aber vielleicht solltest du mal an die anderen Menschen denken. An diejenigen die diese ganze Sauerei haben mit ansehen müssen. Geschweige von denen die seine Innereien haben aufwischen müssen oder derjenige der das Stahlrohr aus ihm herausziehen musste.“

War er doch da? OK. Habe ich gesagt es wäre unmöglich? Diesen Satz sollte ich endgültig aus meinem Kopf streichen. Jetzt sollte ich mich erst einmal verteidigen.

„Na und? Die müssen das nur ein paar Stunden ertragen. Danach haben die es sowieso vergessen.“

„Vielleicht haben sie es dann oberflächlich vergessen aber wenn ein wirklich traumatisierendes Erlebnis ist, dann kann es sein das es sich unterbewusst in das Erinnerungsvermögen festsetzt. Auch über mehrere Zeitphasen hinweg.“

„Und wie soll das dann aussehen? Sagen die sich dann: Ui, unterbewusst erinnere ich mich an ein fettes Schwein mit einem Rohr in der Fresse und Därmen unter seinem Arsch.“

„Ach Fred, du siehst wie immer nur schwarz und weiß. Du könntest alles viel besser verstehen wenn du etwas intuitiver wärst.“

So ein Klugscheißer. Will er mir jetzt erzählen wie ich meinen Job machen soll?

„Das ist ja alles Recht und Schön aber wie wäre es mal mit richtigen Antworten auf meinen richtigen Fragen?“

„An dieser Stelle waren wir doch schon so oft und du lernst es trotzdem nie. Du weißt nur nicht das du alle deine Fragen dir selbst beantworten kannst. Du hast dieses Wissen in dir selbst. Du musst es nur erkennen.“

Ich kotze gleich. Er spielt schon wieder Yoda. Dieses verdammte spirituelle Geschwafel. Steht vor mir wie so ein billiger Fernsehprediger. Er braucht jetzt nur noch einen weißen Anzug und ein schleimiges Lächeln. Am Liebsten würde ich ihm mit seinem Beistelltisch seinen Kiefer zertrümmern bis seine Zähne wie die Funken einer Feuerwerksrakete umher fliegen. Ich muss mir immer auf die Lippen beißen wenn er mich in Rage bringt. Nur bei ihm muss ich mich so zusammenreißen und das macht es mir nicht gerade leichter. Wenn mir normalerweise jemand auf den Sack geht, kann ich ihm einfach die Scheiße aus dem Leib prügeln. Außer bei Papa. Und das Schlimmste: Ich glaube er erkennt meine Gedanken an mir. Er schaut nur auffällig amüsiert auf meine schon schmerzende Unterlippe als würde er es genießen mich zur Weißglut zu treiben. Ich brauche nur einen Schlag. Nur einen Schlag. Dann hätte ich wenigstens einen kleinen Wutorgasmus. Es wäre so wunderschön befreiend.

Hör auf, Fred. Hör auf mit diesen Gedanken. Hör auf dir auf der Lippe herum zu kauen. Er fängt schon an zu grinsen. Also entspann dich. Befreie deine Unterlippe von deinem Kiefer und grinse genau so dreist zurück. Gut. Es funktioniert. Und nun schnell das Thema wechseln.

„ich sehe da ainen Umschlag. Der ist doch bestimmt für mich.“

Er grinst noch zwei Sekunden bis er reagiert.

„Natürlich.“

Er nimmt endlich den Umschlag in seine Hand und streckt ihn mir entgegen bis ich ihn greife. Nun kommen meine üblichen Fragen.

„Wie lautet die Zeitspanne?“

„60 Tage.“

Nicht gerade viel aber auch nicht zu wenig. Auf jeden Fall genug um kreativ zu werden.

„Personen in unmittelbarer Nähe?“

Diese Frage ist mir immer sehr wichtig. Man darf nämlich bei Aufträgen immer nur das Hauptziel töten. Unbeteiligte dürfen verletzt aber nicht getötet werden. Diese Regel wurde mir von Anfang an klar gemacht und daran muss ich mich auch strikt halten. Nur was passiert mit den Getöteten? Das ist einer der wenigen Fragen die mir Papa schon einmal beantwortet hat. Man fragt sich doch wieso jeden Tag Tausende Menschen auf einmal verschwinden und vermisst werden. Und nur ein kleiner Teil dieser Vermissten werden wieder gefunden. Und genau diese Menschen die nicht mehr gefunden werden, die wie vom Erdboden verschluckt sind, genau diese Menschen wurden in einer bestimmten Zeitphase ermordet. Das lässt die Vermutung zu das ich nicht der Einzige bin. Wie gesagt. Jeden Tag werden Menschen vermisst. Nicht nur an meinem Tag. Auf jeden Fall ist die strikte Regel das nur das Opfer draufgehen darf. 'Und bei allen Freiheiten halte ich mich an die paar Regeln. Ich meine wenn die mir jeden Tag ein anderes Frühstück zubereiten können, dann können die mich bestimmt auch zu jeder Zeit in kleine Streifen schneiden. In dieser Sache bin ich ziemlich vorsichtig. Obwohl ich mich schon immer gefragt habe was passieren würde wenn ich sterbe. Würde ich trotzdem um 7 Uhr aufwachen oder wäre ich dann auch so ein anonymer Vermisster? War auch noch nicht mutig genug es zu probieren. Aber zurück zu meiner Frage.

„Ja, drei Mitbeteiligte in näherer Umgebung.“

Sehr gut. Das macht die Sache spannender und zwingt mich zu mehr Kreativität.

„Näheres im Umschlag.“

Er hält mir den Umschlag noch näher hin und ich verstehe den Wink mit dem Zaunpfahl. Ich soll schnell wieder verschwinden aber so leicht geht es nicht.

„Ich hätte da noch eine Frage.“

„Was ist, Fred?“

„Mmmh, wie soll ich das sagen? Mein Fernsehprogramm nervt mich. Jeden Tag kommt der gleiche Dreck und bräuchte ein wenig Abwechslung.“

„Fred...“

Ok. Sobald er seinen Satz so anfängt weiß ich schon das sich das Thema erledigt hat. Aus geheuchelter Höflichkeit lasse ich ihn den Satz beenden.

„...Du hast doch so viele Möglichkeiten dich zu amüsieren. Noch dazu auf so viele außergewöhnliche Arten. Wie kann dich da noch Fernsehen reizen?“

Na toll. Benimmt sich wie der Herrgott persönlich und verwehrt mir ein abwechslungsreiches TV-Programm. Nun gut, was soll ich machen? Er ist der Boss. Arschkriecherisch nicke ich ihm zu und gehe aus dem Haus. Auf dem Weg nach draußen hoffe ich nur noch das Papa nichts mehr sagt. Dafür bin ich jetzt zu sehr geladen. Gehe zu meinem Auto und werfe den Umschlag auf den Beifahrersitz mit der festen Überzeugung ihn erst in 24 Stunden zu öffnen. Wenn ich etwas im Überfluss habe dann ist es Zeit. Bin es in meiner Welt nicht gewohnt irgendwelche Wünsche nicht erfüllt zu kriegen. Das macht mich krank und dagegen gibt es nur eine Lösung.
Ich muss heute Abend wieder die Sau raus lassen.